Abensegler nutzen soziale Jagdstrategie über insektenarmen Landschaften

Es ist aus verschiedenen Untersuchungen bekannt, dass Fledermäuse sich bei der Nahrungssuche an den Jagdrufen von Artgenossen orientieren können. Mitarbeiter des Leibniz-Institutes für Zoo- und Wildtierforschung Berlin um Dr. Christian Voigt sind der Frage nachgegangen, ob ein solches Verhalten von Großen Abendseglern (Nyctalus noctula) über verschiedenen Landschaftstypen variiert. 

Die Abendsegler sind als hochmobile Art in besonderem Maße an die schnelle Jagd im offenen Luftraum angepasst. Subadulte Tiere wurden mit einer Kombination aus GPS-Logger, Ultraschallmikrofon und Radiosender ausgestattet. Die Flugbahnen und damit korrelierte Rufe einschließlich derer von Artgenossen wurden analysiert. Dabei wurde das Jagdverhalten über einer Waldlandschaft mit dem über einer offenen und insektenarmen Agrarlandschaft im Nordosten Deutschlands verglichen.

Während die Abendsegler über insektenreichen Waldlandschaften sowohl im geradlinigen als auch im kleinräumigen Flug vorwiegend einzeln und unabhängig von Artgenossen jagten, orientierten sie sich in offenen Agrarlandschaften aktiv an den Jagdrufen ihrer Artgenossen zum Auffinden von Beutevorkommen. Es wird vermutet, dass das geänderte Jagdverhalten über weiten Agrarflächen auf ingesamt ärmere und unregelmäßig verteilte Insektenvorkommen zurückzuführen ist. Die Autoren äußern die Hypothese, dass diese soziale Jagdstrategie nur bei ausreichender Populationsdichte von Fledermäusen funktioniert und ihr Verlust bei Abnehmen der Population eine zusätzliche, verstärkende Bedrohung bedeutet. [Roeleke, Manuel et al. 2020. Landscape structure influences the use of social information in an insectivorous bat. Oikos. doi:10.1111/oik.07158]